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Das antarktische Ozonloch in diesem Jahr war laut Analysen von NOAA und NASA unerwartet klein und kurzlebig. Forschende führen den deutlich reduzierten Ozonverlust während des südlichen Frühlings 2025 vor allem auf sinkende Chlorwerte in der Stratosphäre und einen abgeschwächten Polarwirbel zurück.
Ein überraschend kleines Ozonloch 2025
In seiner Hauptsaison vom 7. September bis zum 13. Oktober 2025 betrug die durchschnittliche Ausdehnung des antarktischen Ozonlochs rund 7,23 Millionen Quadratmeilen (18,71 Millionen Quadratkilometer). Die größte gemessene Tagesausdehnung wurde am 9. September erreicht, als die geschwächte Region 8,83 Millionen Quadratmeilen (22,86 Millionen Quadratkilometer) erreichte. Dieser Tageswert liegt etwa 30 % unterhalb des bislang größten gemessenen Ozonlochs (2006), das im Vergleichszeitraum durchschnittlich 10,27 Millionen Quadratmeilen (26,60 Millionen Quadratkilometer) umfasste.
Im Verhältnis zu den langfristigen Aufzeichnungen seit Beginn der Satellitenära (1979) zählt das Jahr 2025 zu den geringeren Ereignissen: Es ist seit Beginn systematischer Aufzeichnungen 1992 das fünftkleinste und im Satellitenrekord 1979–2025 das 14.-kleinste Ereignis. Auffällig ist zudem, dass sich das Ozonloch in diesem Jahr rund drei Wochen früher zu zersetzen begann als im Durchschnitt der vergangenen Dekade.

Die Abbildung zeigt Größe und Form des Ozonlochs über dem Südpol am Tag seiner maximalen Ausdehnung 2025. Moderate Ozonverluste (orange) sind neben Bereichen mit stärkerem Ozonabbau (rot) sichtbar. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschreiben das Ozon"loch" als die Fläche, in der die Ozonkonzentration unter die historische Schwelle von 220 Dobson-Einheiten fällt. Credit: NASA Earth Observatory image by Lauren Dauphin created with data courtesy of NASA Ozone Watch and GEOS-5 data from the Global Modeling and Assimilation Office. Credit: NASA Earth Observatory
Wie Forschende den Ozonrückgang 2025 erfassten
Die Überwachung der Ozonschicht erfordert mehrere sich ergänzende Messsysteme. Satelliten, darunter NASA Aura, NOAA-20 und NOAA-21 sowie das Suomi National Polar-orbiting Partnership, liefern breite und kontinuierliche Beobachtungen der stratosphärischen Ozonverteilung. Zusätzlich führen bodengestützte Messnetze und In-situ-Techniken direkte Profilmessungen durch: NOAA-Teams starten beispielsweise Ballons mit Ozondesonden, die Ozonkonzentrationen vom Boden bis in die Stratosphäre messen.
Vor Ort bereiten Overwintering-Technikerinnen und -Techniker von NOAA den Start eines Wetterballons mit einer Ozondesonde vor. Dieses Instrument registrierte die jährliche Bildung des antarktischen Ozonlochs über der Amundsen-Scott-Südpolstation am 15. September 2025. Credit: Dr. Simeon Bash (University of Chicago/South Pole Telescope)
Ballonprofile und Satellitenretrievals meldeten einen lokalen Minimumswert von 147 Dobson-Einheiten direkt über dem Südpol am 6. Oktober 2025. Zum Vergleich: Die bisher am stärksten ausgedünnte Luft dort wurde im Oktober 2006 mit 92 Dobson-Einheiten gemessen. Wissenschaftlich wird das Ozon"loch" als Bereiche definiert, in denen die Säulendicke des Ozons unter etwa 220 Dobson-Einheiten fällt; je niedriger dieser Wert, desto mehr ultraviolette (UV‑B) Strahlung kann die Erdoberfläche erreichen.
Zur Technik: Ozondesonden messen Ozon direkt entlang der Ballonaufstiegsbahn mit elektrochemischen Sensoren, während Satelliten spektrale Messungen im UV- und sichtbaren Bereich verwenden, um die vertikal integrierte Ozonmenge zu bestimmen. Beide Methoden sind komplementär: Satelliten bieten synoptische, großräumige Karten zur räumlichen Ausdehnung, Ballonsonden liefern hochaufgelöste vertikale Profile zur Validierung und zur Erfassung von Schichtstruktur und dynamischen Prozessen.
Warum das Ozonloch 2025 kleiner war: Chemie und Atmosphäre
In der Saison 2025 wirkten zwei zentrale Faktoren zusammen, die den Ozonverlust begrenzten: der langfristige Rückgang stratosphärischer Chlor- und Bromverbindungen sowie ein natürlicherweise abgeschwächter Polarwirbel während des antarktischen Winters und der frühen Frühjahrsphase. Der Polarwirbel ist ein Ring aus sehr kalten, schnell strömenden Winden, der die Luftmassen um die Antarktis einschließt; ist dieser Wirbel stark und besonders kalt, begünstigt dies die Bildung polarer Stratosphärenwolken (PSCs). Auf diesen Wolkenoberflächen laufen katalytische Reaktionen ab, die inaktive Chlor‑ und Bromverbindungen in reaktive Formen überführen, welche Ozon schnell zerstören.
"Wie vorhergesagt sehen wir, dass Ozonlöcher im Flächenmaß tendenziell kleiner werden als in den frühen 2000er-Jahren", sagte Paul Newman, leitender Wissenschaftler und langjähriger Leiter der Ozonforschung bei der NASA. Beobachtungen zeigen, dass die Konzentrationen vieler ozonabbauender Substanzen seit ihrem Höhepunkt um das Jahr 2000 kontinuierlich gesunken sind.
NOAA-Forscher Stephen Montzka weist darauf hin, dass die Chlorbelastung in der antarktischen Stratosphäre im Vergleich zur Zeit der größten Ozonlöcher deutlich zurückgegangen ist. "Seit dem Höhepunkt um das Jahr 2000 sind die Konzentrationen ozonabbauender Stoffe in der antarktischen Stratosphäre im Vergleich zu den Vor-Ozonloch-Werten um etwa ein Drittel gesunken", sagte Montzka. NASA-Modellrechnungen legen nahe, dass bei konstant bleibenden Chlorwerten auf dem Niveau von vor 25 Jahren das Ozonloch 2025 mehr als eine Million Quadratmeilen größer ausgefallen wäre.
Auf chemischer Ebene sind es vor allem chlorierte und bromierte Verbindungen wie FCKW (CFCs), Halone und ihre Zerfallsprodukte, die in der Stratosphäre reaktives Chlor und Brom freisetzen. Diese Atome und Moleküle katalysieren Ozonabbauketten: Ein einzelnes reaktives Chloratom kann tausende Ozonmoleküle zerstören, bevor es wieder in eine weniger aktive Form umgewandelt wird.
Erbeemissionen und der lange Weg zur Erholung
Trotz der erkennbaren Erholung ist eine vollständige Rückkehr der Ozonschicht nicht kurzfristig zu erwarten. Viele ozonabbauende Substanzen, vor allem Chlorfluorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Halone, sind langlebig und verbleiben über Jahrzehnte in Produkten, Gebäudedämmung und Deponien. Diese sogenannten Legacy-Emissionen setzen weiterhin geringe Mengen an Chlor und Brom frei, die nur langsam über Jahrzehnte abnehmen.
Prognosen gehen davon aus, dass bei Beibehaltung der aktuellen politischen Rahmenbedingungen und einem fortgesetzten Rückgang der Emissionen aus Altbeständen das antarktische Ozonloch im Laufe der Zeit beständig kleiner wird und voraussichtlich bis in die späten 2060er Jahre wieder annähernd vor-1980-Bedingungen erreichen könnte. Diese Projektionen beruhen auf globalen Atmosphärenmodellen, die Chemie, Strahlungsantrieb und zirkulatorische Prozesse kombinieren. Modellunsicherheiten bleiben jedoch, etwa bezüglich zukünftiger Emissionen unbekannter Substanzen, Änderungen in der stratosphärischen Temperaturentwicklung sowie Wechselwirkungen mit dem Klimawandel.
Wichtig ist: Die natürliche Variabilität — insbesondere Schwankungen der Stratosphärentemperaturen und der Stärke des Polarwirbels — sorgt dafür, dass es einzelne Jahre mit stärkerem oder schwächerem Ozonabbau geben kann, auch wenn der langfristige Trend zur Erholung zeigt.
Öffentliche Gesundheit, Ökosysteme und Schutzfunktionen
Die Ozonschicht wirkt als natürlicher Filter gegen schädliche ultraviolette (UV) Strahlung. Ein Rückgang des stratosphärischen Ozons führt zu einer erhöhten Einwirkung von UV‑B‑Strahlen an der Erdoberfläche, was das Risiko für Hautkrebs, Katarakte und andere Augenerkrankungen steigert sowie Schäden an Nutzpflanzen, terrestrischen Ökosystemen und marinen Nahrungsnetzen verursachen kann. Die Verbesserungen, die 2025 beobachtet wurden, haben daher reale gesundheitliche und ökologische Vorteile, mindern aber nicht die Notwendigkeit fortgesetzter Vorsorge, Überwachung und internationaler Zusammenarbeit.
Die wissenschaftliche und politische Führung der USA hat eine zentrale Rolle gespielt bei der Identifikation des Problems und der Entwicklung von Lösungen. Das Montreal-Protokoll von 1987 — der internationale Vertrag zum schrittweisen Ausstieg ozonabbauender Substanzen, der seitdem durch mehrere Anpassungen und Ergänzungen verschärft wurde — bleibt der wichtigste politische Erfolg hinter der bisherigen Erholung der Ozonschicht.
Die Verbindung von Wissenschaft, Politik und öffentlichem Bewusstsein war und bleibt entscheidend: Nur durch transparente Kommunikation, robuste Messnetze und internationale Vereinbarungen konnte diese Trendwende erreicht werden.
Die Zukunft überwachen: Satelliten, Ballons und Atmosphärenmodelle
Der Erhalt und die Weiterentwicklung der Satellitenflotte sowie der bodengestützten Messnetze ist für die fortgesetzte Überwachung der stratosphärischen Zusammensetzung essenziell. Fortlaufende Beobachtungen von NOAA- und NASA-Plattformen in Kombination mit globalen Modellierungsanstrengungen helfen, die jeweiligen Beiträge von chemischen Veränderungen und atmosphärischer Dynamik zu trennen, unerwartete Emissionsquellen zu identifizieren und Prognosen zur Erholung zu verfeinern.
Modellierungsteams verwenden Erkenntnisse aus Beobachtungen, um Parameter wie die Lebensdauer von FCKW, die Reaktionskinetik auf polaren Stratosphärenwolken und die statistische Variabilität des Polarwirbels besser zu quantifizieren. Ensemblemodellläufe und Assimilationssysteme reduzieren Unsicherheiten in Vorhersagen und ermöglichen Abschätzungen, wie sich potenzielle neue Chemikalien oder geänderte Klimabedingungen auf die Ozon-Erholung auswirken könnten.
Darüber hinaus betonen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Bedeutung der öffentlichen Kommunikation: Die Erklärung, was Dobson‑Einheiten messen, warum der Polarwirbel eine zentrale Rolle spielt und wie internationale Politik zu messbaren Verbesserungen der atmosphärischen Gesundheit beiträgt, stärkt das öffentliche Verständnis und die politische Unterstützung für langfristige Umweltpolitik.
Fachliche Perspektive
"Die Saison 2025 liefert uns einen klaren, ermutigenden Datenpunkt", sagte Dr. Elena Morales, Atmosphärenchemikerin an der University of Colorado Boulder. "Sie zeigt, wie wirksame internationale Politik in Kombination mit kontinuierlicher Beobachtung die Chemie der Atmosphäre in messbarer Weise verändern kann. Dennoch ist der Weg zur vollständigen Erholung Jahrzehnte lang — wir müssen weiter beobachten und wachsam gegenüber Altlasten und neuen Chemikalien bleiben, die Rückschläge verursachen könnten."
Während sich die Atmosphäre langsam erholt, werden die Messwerte jeder Saison — ob sie nun große oder kleine Ozonlöcher zeigen, wie 2025 — zu einem wichtigen Kapitel in einer internationalen Erfolgsgeschichte, die Wissenschaft, Politik und öffentliche Gesundheit miteinander verbindet. Langfristige Erholung erfordert: beständige Messungen, internationale Kooperation, Forschung zu alternativen Stoffen mit geringer Persistenz, sowie Monitoring von Deponien, Altprodukten und unerwarteten Emissionspfaden.
Schlüsselbegriffe für die weitere Recherche und Überwachung bleiben: Ozonloch, Ozonschicht, Stratosphäre, Dobson‑Einheiten, Polarwirbel, polare Stratosphärenwolken, FCKW/Chlorfluorkohlenwasserstoffe, Halone, Montreal‑Protokoll, UV‑B‑Strahlung, Atmosphärenmodelle und Legacy‑Emissionen. Diese Schlagwörter verbinden fachliche Details mit Messmethoden, politischen Maßnahmen und gesundheitlichen Auswirkungen und unterstützen eine strukturierte Kommunikation für Wissenschaft, Politik und die interessierte Öffentlichkeit.
Zusammenfassend zeigt das Jahr 2025, dass die internationale Anstrengung zur Reduktion ozonabbauender Substanzen Wirkung zeigt. Dennoch ist geduldiges, verantwortungsvolles Handeln notwendig, um die Erholung abzuschließen und das Risiko zukünftiger Rückschläge zu minimieren. Die Kombination aus zuverlässigen Beobachtungen, robusten Modellen und internationaler Rechtsdurchsetzung bleibt der Kern einer nachhaltigen Strategie zum Schutz der Ozonschicht.
Quelle: scitechdaily
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