2025 zweitwärmstes Jahr: Rekorde, Stürme und wachsende Risiken

2025 zweitwärmstes Jahr: Rekorde, Stürme und wachsende Risiken

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Die bis dato vorliegenden Jahresdaten zeigen 2025 als das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, begleitet von einer Serie tödlicher Hitzewellen, beispielloser Stürme und beschleunigtem Eisverlust. Neue Klima­rekorde und ein Anstieg der Treibhausgas­emissionen deuten darauf hin, dass sich die Erwärmungstrends fortsetzen, obwohl der Pazifik zeitweise eine natürliche Abkühlungsphase erlebte.

Was 2025 geschah — Rekordhitze und extreme Auswirkungen

Laut dem Copernicus Climate Change Service (C3S) liegt die globale Durchschnittstemperatur für 2025 bisher etwa 1,48 °C über dem vorindustriellen Niveau — dieselbe Anomalie wie 2023 und nur knapp unter dem Spitzenwert von etwa 1,6 °C aus dem Jahr 2024. Zahlreiche Regionen erlebten außergewöhnliche Wetterereignisse: In Europa führten Sommer­hitzewellen nach Schätzungen von Forschenden zu rund 16.500 Übersterbefällen. Hurrikan Melissa — der stärkste Sturm, der jemals Jamaika traf — forderte mehr als 80 Menschenleben und verursachte geschätzte Schäden in Höhe von rund 8,8 Milliarden US-Dollar. Studien verknüpfen den Klimawandel mit etwa einer 16%igen Zunahme der Niederschlagsmengen bei Melissa und ungefähr 7% höheren Spitzengeschwindigkeiten der Winde.

Ende 2025 zog eine Serie von Tornados und schweren Stürmen über Sri Lanka, Indonesien, Thailand, Malaysia und Vietnam hinweg. Die Ereignisse lösten Erdrutsche und Überschwemmungen aus, deren Folgen über 1.600 Todesopfer forderten und erhebliche Schäden an Infrastruktur und Lebensgrundlagen verursachten. Das arktische Meereis erreichte zu dieser Jahreszeit einen historisch niedrigen Flächenausdehnungswert, und auch das antarktische Meereis blieb deutlich unter dem Mittelwert. Diese Entwicklungen sind nicht isoliert zu sehen, sondern Teil einer globalen Tendenz zu stärkeren Extremwetterereignissen, die sowohl menschliche Gesundheit als auch Ökosysteme und Wirtschaftssysteme belasten.

Klimatreiber: La Niña, Emissionen und der hartnäckige Aufwärtstrend

Sowohl natürliche Schwankungen als auch menschengemachte Emissionen prägen das jährliche Klimageschehen. Nach einem starken El Niño im Jahr 2024, der die globalen Temperaturen erhöhte, wechselte der Pazifik 2025 in eine La-Niña-Phase — ein Zustand, der üblicherweise mit einer vorübergehenden globalen Abkühlung verbunden ist, weil sich die oberflächennahen Wassermassen im tropischen Pazifik abkühlen. Trotzdem gehörte 2025 zu den außergewöhnlich warmen Jahren. Warum blieb es so warm? Die CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen erreichten 2025 einen neuen Rekordwert, wodurch der dämpfende Effekt der La-Niña-Phase überlagert wurde. Kurz gesagt: die steigenden Treibhausgas­konzentrationen halten den langfristigen Erwärmungstrend auf Kurs und führen zu einer höheren Energie­bilanz des Klimasystems.

Technisch betrachtet erhöht eine wärmere Atmosphäre die Wasserdampf­kapazität, was zu intensiveren Niederschlagsereignissen und stärkeren Stürmen führen kann. Höhere Ausgangs­temperaturen steigern außerdem die Wahrscheinlichkeit extremer Hitzeereignisse. Physikalisch lässt sich dies zum Teil durch die Clausius‑Clapeyron‑Beziehung erklären, nach der die maximale Wasserdampf­aufnahme der Luft pro Grad Erwärmung um rund 7 % zunimmt. In Kombination mit höheren Energie‑ und Feuchtigkeits­gehalten in der Troposphäre nehmen sowohl Häufigkeit als auch Intensität extremer Ereignisse zu — ein Effekt, der in Modellen sowie in Beobachtungsdaten erkennbar ist.

„Die Realität ist, dass ungewöhnliche Ereignisse das Leben von Menschen, Gemeinschaften und Ökosystemen direkt beeinflussen“, sagt Samantha Burgess vom C3S. „In einer wärmeren Welt steigen sowohl die Häufigkeit als auch die Schwere dieser Ereignisse. Stürme werden stärker, weil die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit halten kann und somit mehr potenzielle Energie für Niederschlag und Konvektion bereitstellt.“ Diese Aussage fasst den Zusammenhang zwischen globaler Erwärmung, atmosphärischer Feuchte und Extremwetter prägnant zusammen.

Wissenschaftlicher Kontext und drohende Kipppunkte

Der C3S-Bericht zeigt, dass der aktuelle rollierende Dreijahresdurchschnitt der globalen Temperatur auf einem Pfad liegt, der die 1,5 °C-Schwelle über dem vorindustriellen Niveau erreichen könnte. Klimamodelle und Beobachtungsanalysen deuten darauf hin, dass dieser Schwellenwert bei Fortsetzung der aktuellen Emissionspfade im Mittel bis etwa 2029 überschritten werden könnte. Das Überschreiten von 1,5 °C ist kein einzelner, punktförmiger Moment, an dem sich die Welt schlagartig verändert, sondern erhöht schrittweise die Wahrscheinlichkeit häufiger und intensiver Extrema und vergrößert das Risiko für das Auftreten von Kipppunkten im Klimasystem.

Einige dieser potenziellen Kipppunkte sind bereits besorgniserregend konkretisiert worden. Eine Bewertung im Oktober deutete darauf hin, dass bei bestimmten tropischen Korallenriffen bereits massenhafte und irreversible Absterbevorgänge eingetreten sind. Weitere hochriskante Schwellen umfassen einen großflächigen Waldsterben‑Prozess (etwa Teile des Amazonasgebiets), den möglichen Zusammenbruch großer Eisschilde in Grönland oder Westantarktika sowie nachhaltige Rückgänge des antarktischen Meereises. Solche Veränderungen würden den globalen Meeresspiegel weiter ansteigen lassen, regionale Klimamuster verändern und Rückkopplungen auslösen, die die Erwärmung verstärken könnten. Hinzu kommen Risiken wie das Auftauen von Permafrostböden mit der Freisetzung zusätzlicher Treibhausgase (Methan und CO2), was langfristig die Herausforderung der Emissionsreduktion weiter verschärfen würde.

Auswirkungen auf Gemeinschaften und Infrastruktur

Hitzewellen, stärkere Stürme und veränderte Niederschlagsmuster belasten öffentliche Gesundheitssysteme, gefährden Ernährungssicherheit und Wasserressourcen und beeinträchtigen kritische Infrastruktur. Straßen, Energie‑ und Wassernetze, Hafenanlagen und landwirtschaftliche Systeme sind besonders empfindlich gegenüber wiederholten Schäden. Küsten- und Inselstaaten sind aufgrund von Sturmfluten, Erosion und beschleunigtem Meeresspiegelanstieg besonders verletzlich; sie sehen sich zunehmend mit Umsiedlungsbedarf, Verlust von Lebensraum und enormen Kosten für Küstenschutzmaßnahmen konfrontiert.

Notfallreaktionen, Katastrophenschutz und Anpassungsmaßnahmen werden teurer, je häufiger und größer Ereignisse ausfallen. Gleichzeitig stellen langwierige Wiederaufbauphasen und wirtschaftliche Unterbrechungen eine zunehmende Belastung für öffentliche Haushalte und Versicherungs­systeme dar. Der wachsende Anpassungsbedarf umfasst sowohl kurzfristige Maßnahmen — wie Frühwarnsysteme, Evakuationspläne und medizinische Notfallkapazitäten — als auch langfristige Investitionen in resilientere Infrastruktur, naturbasierte Lösungen (etwa Küstenwatt‑ und Mangrovenwiederherstellung) und Anpassungen in der Landwirtschaft (Sortenwahl, Bewässerungsmanagement, Bodenschutz).

Expertinnen‑ und Experteneinschätzungen

Dr. Leila Morgan, Klimawissenschaftlerin an einem universitären Forschungszentrum, betont: „Die Daten für 2025 unterstreichen eine unbequeme Wahrheit — vorübergehende Phasen wie La Niña können die langfristig durch Treibhausgase verursachte Erwärmung nicht auslöschen. Wir sehen hier eine Kumulation: höhere Ausgangstemperaturen verbunden mit mehr Energie und Feuchtigkeit in der Atmosphäre. Diese Kombination verstärkt Extreme und verkürzt das Zeitfenster für wirksame Anpassung.“

Der wissenschaftliche Konsens und die Beobachtungen legen nahe, dass Maßnahmen zur Eindämmung der Erwärmung (Mitigation), zur Anpassung (Adaptation) und zur Verbesserung von Überwachungs‑ und Frühwarnsystemen zugleich erforderlich sind. Technische Prioritäten umfassen die rasche Reduktion von CO2‑Emissionen, Ausbau erneuerbarer Energien, Energieeffizienz, Wiederaufforstung und Schutz von Kohlenstoffsenken. Anpassungsmaßnahmen sollten lokalen Verwundbarkeiten Rechnung tragen und können beispielsweise den Schutz sensibler Korallen‑Refugien, die Verstärkung von Hochwasserschutzeinrichtungen sowie die Anpassung landwirtschaftlicher Praktiken an neue Klimalinien umfassen.

Darüber hinaus sind bessere Daten und Monitoring‑Kapazitäten notwendig, um frühzeitig Hinweise auf Kipppunkte zu erkennen und gezielte Schutzmaßnahmen zu priorisieren. Investitionen in klimatolerante Infrastruktur, sozial gerechte Resilienzpläne und internationale Zusammenarbeit — insbesondere in Form von Finanzierung und Technologietransfer für besonders verwundbare Länder — sind entscheidend, um die gesellschaftlichen und ökologischen Folgen einzugrenzen. Forschung und Beobachtung spielen dabei eine doppelte Rolle: Sie liefern die wissenschaftliche Grundlage für politische Entscheidungen und verbessern die konkrete Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor Ort.

Quelle: smarti

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