Täglich Tee trinken schützt Knochendichte bei älteren Frauen

Täglich Tee trinken schützt Knochendichte bei älteren Frauen

Kommentare

8 Minuten

Eine Langzeitstudie der Flinders University legt nahe, dass eine einfache tägliche Gewohnheit – das Teetrinken – die Knochengesundheit älterer Frauen unterstützen kann. Forschende verfolgten fast 10.000 Frauen über ein Jahrzehnt und fanden moderate, aber bedeutsame Unterschiede in der Knochendichte (Bone Mineral Density, BMD), die mit dem Konsum von Tee in Zusammenhang stehen. Diese Ergebnisse haben mögliche Konsequenzen für das Osteoporoserisiko und die Prävention von Frakturen.

Studienangaben und zentrale Ergebnisse

Die Untersuchung beobachtete Frauen im Alter von 65 Jahren und älter über einen Zeitraum von zehn Jahren und erfasste Messwerte der Knochendichte, insbesondere der Hüfte, mittels standardisierter Methoden. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Nutrients veröffentlicht. Die Analyse verglich regelmäßige Teetrinkerinnen mit Nicht-Teetrinkerinnen und berücksichtigte darüber hinaus den Kaffeekonsum als zusätzlichen Faktor.

Im Mittel wiesen Frauen, die regelmäßig Tee tranken, eine höhere Hüft-BMD auf als diejenigen, die keinen Tee konsumierten. Die Differenzen waren numerisch klein, aber statistisch konsistent über die Beobachtungsjahre hinweg. Solche kleinen Verschiebungen in der mittleren BMD können auf Populationsebene relevante Auswirkungen auf das Frakturrisiko haben.

Der übliche, moderate Kaffeekonsum zeigte im Rahmen der Studie keinen eindeutigen negativen Effekt auf die Knochendichte. Allerdings war ein Konsum von mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag mit niedrigeren BMD-Werten assoziiert, was darauf hindeutet, dass sehr hoher Koffeinkonsum potenziell nachteilige Effekte auf die Knochen haben könnte. Die Studie identifizierte zudem Wechselwirkungen mit anderen Lebensstilfaktoren: Frauen mit einer Vorgeschichte von höherem Alkoholkonsum zeigten stärkere negative Assoziationen in Verbindung mit Kaffee, während Tee insbesondere bei Frauen mit Adipositas einen relativ stärkeren Schutz zu bieten schien.

Die Forschenden berücksichtigten in ihren Analysen zahlreiche potenzielle Störfaktoren, darunter Alter, Körpermasseindex (BMI), körperliche Aktivität, Rauchstatus, Einnahme von Medikamenten mit Einfluss auf den Knochenstoffwechsel sowie die Zufuhr von Kalzium und Vitamin D. Trotz dieser Adjustierungen bleiben Residualkonfundierungen möglich – ein Punkt, den die Autoren offen diskutieren.

Warum kleine Unterschiede wichtig sind

Die Knochendichte ist ein klinischer Surrogatmarker, der genutzt wird, um Knochengröße, -qualität und letztlich das Risiko für Frakturen einzuschätzen. Besonders Hüftfrakturen sind für ältere Menschen mit hoher Morbidität und erhöhter Mortalität verbunden. Selbst moderate Verbesserungen der mittleren BMD in einer Population können die Anzahl schwerer Frakturen vermindern.

Aus epidemiologischer Sicht sind Effekte, die auf individueller Ebene klein erscheinen, auf Bevölkerungsebene oft bedeutsam: Wenn eine Maßnahme – etwa regelmäßiges Teetrinken – auf tausende oder zehntausende Personen angewendet wird, kann dies zu einer signifikanten Reduktion von Hüftfrakturen führen und somit gesundheitliche Belastungen sowie Behandlungskosten reduzieren. Die Autoren betonen deshalb, dass die numerische Größe des Effekts zwar moderat ist, die öffentliche Gesundheitsrelevanz jedoch substantiell sein kann.

Wichtig ist außerdem die Differenzierung zwischen relativer und absoluter Risikoreduktion. Eine kleine prozentuale Verbesserung der BMD kann bei einem hohen Ausgangsrisiko (z. B. bei sehr alten Menschen oder solchen mit Vorerkrankungen) zu einer merklichen Verringerung des absoluten Frakturrisikos führen.

Mögliche Mechanismen und wissenschaftlicher Kontext

Tee enthält mehrere bioaktive Verbindungen, darunter Flavonoide, Polyphenole und spezifische Catechine (wie Epigallocatechingallat, EGCG im grünen Tee). Diese Substanzen werden hinsichtlich entzündungshemmender und antioxidativer Eigenschaften erforscht. Solche Eigenschaften könnten sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken, indem sie das Gleichgewicht zwischen Osteoblasten (knochenaufbauende Zellen) und Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) beeinflussen.

Experimentelle Studien an Zellkulturen und Tiermodellen legen nahe, dass bestimmte Polyphenole die Osteoblastenförderung stimulieren und die Osteoklastenaktivität hemmen können. Darüber hinaus könnte Tee indirekt über Effekte auf das vaskuläre System, entzündliche Marker oder das Darmmikrobiom die Knochengesundheit modulieren – das Darmmikrobiom ist zunehmend als Vermittler für die Aufnahme von Mineralstoffen wie Kalzium und die Regulation systemischer Entzündungsprozesse anerkannt.

Die Interaktion zwischen Koffein und Kalziumaufnahme ist komplex: Koffein kann die Kalziumausscheidung geringfügig erhöhen, doch in typischen Mengen ist dieser Effekt wahrscheinlich minimal und wird durch eine ausreichende Kalziumzufuhr kompensiert. Extrem hoher Koffeinkonsum scheint jedoch nachteilige Effekte zu haben, wie die Assoziation von mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag mit niedrigerer BMD in der untersuchten Kohorte nahelegt.

Unterschiede zwischen Teesorten (schwarzer, grüner, Oolong) könnten aufgrund variierender Polyphenolprofile bestehen. Grüner Tee ist beispielsweise reich an Catechinen, während schwarzer Tee durch Fermentation andere Polyphenoltypen enthält. Bisherige Beobachtungsstudien und kleinere Interventionen liefern heterogene Ergebnisse, sodass klare Empfehlungen zu einer bestimmten Teesorte noch ausstehen.

Nicht zuletzt bleibt zu berücksichtigen, dass die Wirkung von Getränken auf die Knochen auch von Begleitumständen abhängig ist, etwa von der Zugabe von Milch, Zucker oder anderen Zusätzen, der Zubereitungsart, sowie von Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten insgesamt.

Empfehlungen der Forschenden

Professor Enno Liu, einer der leitenden Forschenden der Studie, erklärte, dass „eine tägliche Tasse Tee eine einfache, kostengünstige Möglichkeit sein könnte, die Knochengesundheit im höheren Lebensalter zu unterstützen.“ Er warnte vor radikalen Veränderungen des Lebensstils und betonte, dass die Ergebnisse nicht bedeuten, dass man Kaffee komplett meiden oder übermäßig Tee trinken müsse.

„Balance bei der Wahl der Getränke ist wichtig“, ergänzte Liu und hob die fortwährende Bedeutung einer ausreichenden Zufuhr von Kalzium und Vitamin D hervor. Zusätzlich betonten die Autoren, dass Teetrinken als ergänzende Maßnahme betrachtet werden sollte – grundlegende Strategien zur Stärkung des Skeletts bleiben eine ausgewogene Kalzium- und Vitamin‑D‑Zufuhr, regelmäßige körperliche Aktivität (insbesondere belastende, muskelaufbauende Übungen) und Maßnahmen zur Sturzprävention.

Die Forschenden raten außerdem zu weiterer Forschung in Form groß angelegter, randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) und längerfristiger Interventionsstudien, um Kausalität zu prüfen und spezifische Empfehlungen zu Teesorten, Menge und Zubereitung zu entwickeln.

Praktische Erkenntnisse

  • Regelmäßiges, tägliches Teetrinken ist mit etwas höherer Hüft-BMD bei älteren Frauen assoziiert.
  • Moderater Kaffeekonsum scheint in der Regel unproblematisch zu sein; sehr hoher Konsum (mehr als fünf Tassen pro Tag) wurde jedoch mit geringerer Knochendichte in Verbindung gebracht.
  • Alkoholkonsum und Adipositas können die Wirkungen von Getränken auf die Knochengesundheit verändern und sollten bei individuellen Empfehlungen berücksichtigt werden.
  • Erhalten Sie eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D; betrachten Sie Tee als ergänzende Maßnahme und nicht als primäre Strategie zur Vorbeugung von Osteoporose.

Neben den genannten Punkten gibt es mehrere praktische Hinweise für ältere Erwachsene und Fachpersonen im Gesundheitswesen. Zum einen ist die Gesamtbalance in der Ernährung sowie regelmäßige körperliche Aktivität zentral: Kraft- und Belastungsübungen stimulieren die Knochendichte und reduzieren Sturzrisiken. Zum anderen sind Screening und Therapieansätze bei nachgewiesener Osteoporose oder erhöhtem Frakturrisiko weiterhin maßgeblich – hierzu zählen medikamentöse Optionen, Ernährungstherapie und physikalische Maßnahmen.

Bei der Wahl von Teesorten könnte es sinnvoll sein, die Vielfalt zu nutzen: grüner Tee liefert andere Bioaktiva als schwarzer oder Oolong‑Tee. Bis robuste direkte Belege vorliegen, ist es vernünftig, auf eine moderate, abwechslungsreiche Teezufuhr zu setzen, möglichst ohne übermäßige Zuckerzugabe. Milch im Tee kann den Gehalt an Kalzium erhöhen, wobei es Hinweise gibt, dass Milchproteine die Bioverfügbarkeit bestimmter Polyphenole leicht beeinflussen könnten; die klinische Relevanz dieses Effekts ist jedoch unklar.

Für Menschen mit hohem Kaffeekonsum lohnt es sich, den eigenen Konsum zu reflektieren: Ein bis zwei Tassen pro Tag werden in vielen Beobachtungsstudien als unproblematisch angesehen, wohingegen exzessiver Konsum potenziell nachteilige Effekte haben kann. Wer stark koffeinhaltige Getränke reduziert, sollte auf alternative Strategien zur Wachheit und Lebensfreude achten – z. B. durch Bewegung, Schlafhygiene oder koffeinärmere Getränke wie Tee.

Fachkräfte im Gesundheitswesen können diese Beobachtungsdaten nutzen, um patientenindividuelle Empfehlungen auszusprechen, insbesondere bei älteren Frauen mit mehreren Risikofaktoren für Osteoporose. Eine ganzheitliche Beratung sollte Ernährung, Supplementation (bei Bedarf), Bewegung und Medikamente berücksichtigen.

Limitationen der Studie umfassen das beobachtende Design, mögliche Messfehler bei der Erhebung des Getränke-Konsums durch Selbstauskunft, sowie begrenzte Daten zu spezifischen Teesorten und Zubereitungsweisen. Trotz sorgfältiger Adjustierung können residuale Störfaktoren verbleiben, weshalb Kausalität nicht abschließend belegt ist. Dennoch liefern die Ergebnisse wertvolle Hinweise für öffentliche Gesundheitsstrategien und klinische Praxis.

Abschließend bleibt festzuhalten: Für ältere Erwachsene, die einfache, kostengünstige Lebensstilmaßnahmen suchen, könnte es sinnvoll sein, an einigen Tagen Kaffee durch Tee zu ersetzen oder zusätzlich Tee in den Alltag zu integrieren. Kombiniert mit ausreichender Kalzium- und Vitamin-D‑Zufuhr, regelmäßiger körperlicher Aktivität sowie weiteren präventiven Maßnahmen kann dies Bestandteil eines breit angelegten Ansatzes zur Erhaltung der Knochengesundheit sein.

Weitere Forschungen sind notwendig, um differenzierte Aussagen zu Teesorten, Dosen und Wechselwirkungen mit anderen Lebensstilfaktoren zu treffen. Bis dahin empfiehlt sich eine pragmatische, ausgewogene Herangehensweise: Teetrinken als Ergänzung zu bewährten Maßnahmen zur Vorbeugung von Osteoporose und zur Reduktion des Frakturrisikos.

Quelle: smarti

Kommentar hinterlassen

Kommentare